Österreichische Bundesliga

Wer ist österreichischer Fußball-Rekordmeister?

März 30, 2022

Seit dem Einstieg von Red Bull geht der österreichische Fußball-Meistertitel meistens nach Salzburg. Doch als Rekordmeister gilt Rapid Wien. Oder hat Austria Wien die meisten Titel geholt? Wir klären auf.

Im Jahr 2017 startete der Traditionsklub Austria Wien eine Plakataktion, die für Aufsehen sorgt: Vier damalige Kaderspieler sind auf einem Sujet zu sehen, unter dem in großen Buchstaben folgende Schriftzug zu lesen ist: „Willkommen beim österreichischen Rekord-Meister und Rekord-Cupsieger“. Letzter inoffizieller Titel steht den Veilchen unbestritten zu – doch als Rekordmeister galt in Österreich stets ein anderer Klub: Lokalrivale Rapid Wien.

Traditionsreichstes Derby neben Old Firm

Rapid gegen Austria, Grün gegen Violett – das Wiener Derby gibt es als eigene Bezeichnung etwa seit den 1950er-Jahren. Neben dem Old Firm zwischen Celtic Glasgow und den Glasgow Rangers ist das Duell der Vereine aus der österreichischen Hauptstadt das traditionsreichste Stadtduell der Fußballwelt. Da die Glasgow Rangers zwischenzeitlich den Gang in die Viertklassigkeit antreten mussten, gibt es außerdem kein anderes Derby, das ohne Unterbrechung öfter gespielt wurde.

Austria hat 5 Titel mehr

Ursprung der Rivalität der Wiener Traditionsvereine sind nicht zuletzt die Erfolge der Klubs – kämpften die beiden Teams doch stets um die Vorherrschaft in einer Stadt, die lange Zeit ohne Einbindung der Bundesländer die österreichische Meisterschaft ausspielte. Und schon sind wir mitten im Thema. Rapid wurde nicht nur 1911 erster österreichische Fußballmeister, sondern heftet sich gesamt 32 Meistertitel an die Fahnen, was zu den drei Sternen auf dem Trikot der Hütteldorfer führt. Darunter fällt etwa auch ein Deutscher Meistertitel 1941. Eine gesamtösterreichische Meisterschaft wird allerdings erst seit 1950 ausgetragen. Zählt man die Meistertitel seit damals, stand Rapid nur 16 Mal am Ende einer Saison ganz oben. Die Austria hat seit 1911 – dem Gründungsjahr der Favoritner – 24 Meisterschaften geholt. 21 dieser Titel fallen allerdings auf die Zeit nach 1950. Das ergibt – Stand 2022 – fünf Titel mehr für die Austria.

Beide Vereine im Recht

Aufklärung zu der Thematik gab der österreichische Sporthistoriker Matthias Marschik einmal gegenüber der Tageszeitung „Der Standard“: „Beide Vereine dürfen sich Rekordmeister nennen, beide Betrachtungsweisen sind legitim“, sagte Marschik, „de jure ist die Austria im Recht, de facto Rapid.“ Denn die Meistertitel vor 1950 seien weitgehend als österreichische Meisterschaften anerkannt worden. Aus einem einfachen Grund: Das Niveau der Wiener Vereine lag damals weit über jenem der Mannschaften aus den Bundesländern.

Auch Salzburg ist Rekordmeister

Eine andere Rechnung wird allerdings weder die Fans der erbitterten Rivalen Austria und Rapid freuen: 1974/75 wurde die bis heute bestehende österreichische Bundesliga eingeführt. Und dort ist Salzburg seit Einstieg von Red Bull im Jahr 2005 der Verein, den es zu schlagen gilt. Mit Ende der Saison 2021/22 lösten die Mozartstädter Austria Wien in dieser Titelrechnung als Rekordtitelträger ab. 15 Mal holten die Salzburger die Meisterschaft in der Bundesliga, die Austria holte 14 Mal Platz eins. Rapid, der Verein, der sich stets als Rekordmeister bezeichnet, ist zwar weiterhin der größte und beliebteste Klub des Landes, ist in diesem Vergleich mit nur sieben Meistertitel aber nur Dritter. Ex aequo mit dem FC Wacker Innsbruck.